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Wertermittlung in der Betriebsunterbrech- ungsversicherung

Avatar of Riskexperts Riskexperts | 27. September 2023 | Wirtschaft & Steuern

Unternehmen aller Größen müssen sich in der heutigen Geschäftswelt laufend unterschiedlichsten Veränderungen und Herausforderungen stellen. Regelmäßige Änderungen des Marktes, gepaart mit technologischen Entwicklungen und regulatorischen Anforderungen, verlangen zunehmend agiles Handeln der Geschäftstreibenden. Gefragt sind Resilienz und Anpassungsfähigkeit, welche mehr und mehr Schlüsselelemente der betrieblichen Existenz(sicherung) sind.

Basisarbeit – Wertermittlung
Im Rahmen des Beratungsprozesses bildet eine professionelle Wertermittlung die Grundlage für Sie als Versicherungsmakler:in, wenn es um die Etablierung des richtigen Versicherungsschutzes geht.
Die korrekte Ermittlung von Vermögenswerten, beispielsweise für Gebäude oder die technischkaufmännische Betriebseinrichtung (TKBE), ist daher nicht nur wünschenswert, sondern von entscheidender Bedeutung.

Tipp:
Hier gibt es hilfreiche Tools, die bei der täglichen Arbeit unterstützen, wie beispielsweise das ÖVM-Plausibilisierungstool für Gebäudewerte.

Gleiches gilt für die Etablierung einer Betriebsunterbrechungsversicherung (BU), denn um den „richtigen“ Vertragsinhalt zu gestalten, ist es unumgänglich, sich mit den Werten des Unternehmensauseinander zu setzen. Neben den monetären Faktoren sind zusätzlich auch die betrieblichen Zusammenhänge zu verstehen.
Das bedeutet, sich neben dem Deckungsbeitrag intensiv den Prozessen der Wertschöpfungskette des jeweiligen Unternehmens zu widmen. Auch die Betrachtung der damit zusammenhängenden Infrastruktur ist unumgänglich.
Nur so können potenzielle Auswirkungen, beispielsweise eines Maschinenausfalles, richtig abgeschätzt werden.

Warum die Ermittlung der BU-Summe nicht immer einfach ist
Betrachten wir zunächst die BU-Summe. Diese ist der Deckungsbeitrag des Unternehmens, also die Summe aus Fixkosten und Gewinn bzw. die Differenz von Umsatz und variablen Kosten.

Klingt eigentlich einfach, ist es aber nicht. Zunächst ist zu erwähnen, dass jedes Unternehmen anders ist. Man kann also nicht einfach Betrieb A mit Betrieb B vergleichen – auch wenn diese der gleichen Branche angehören.

Erschwerend kommt hinzu, dass man Werte der Vorjahre heranzieht, um die Entschädigungsleistung der Zukunft abzubilden.
Hier findet sich ein gravierender Unterschied zur Wertermittlung von beispielsweise Gebäuden, deren Wertentwicklung sich annähernd vorhersagen lassen kann. Das ist bei der betriebswirtschaftlichen Entwicklung eines Unternehmens nicht so einfach. Deckungsbeiträge sind tendenziell volatil und daher mittels statistischer Methoden und unter Betrachtung der bisherigen Verläufe einzuschätzen.

Vereinzelt finden sich in Versicherungsverträgen noch unverhältnismäßig große oder kleine Betriebsunterbrechungssummen. Natürlich gönnt man jedem Unternehmen die entsprechende Rentabilität, jedoch darf man als Risikomanager:in durchaus zweifelnd hinterfragen. Gleiches gilt bei auffallend niedrigen Werten, auch wenn die letzte Summenanpassung schon längere Zeit her ist.

Um die BU-Summe möglichst korrekt zu definieren, empfiehlt es sich, gerade bei größeren Unternehmen, neben der (nicht immer) einfachen Deckungsbeitragsberechnung, auch einen Blick in
die Bilanz zu werfen und die internen Prozesse zu hinterfragen.
Ein Dialog mit der Geschäftsführung über künftige Entwicklungspläne präzisiert die Einschätzbarkeit.

Unternehmensanalyse – wir betrachten unter anderem:
1. Gewinn und Verlustrechnung, um den Deckungsbeitrag zu ermitteln
2. Bilanz, um die aktuelle Unternehmenslage in Bezug auf dessen Finanzen zu verstehen
3. Prozesse, wie die Wertschöpfungs- und Versorgungskette mit Fokus auf deren Komplexität
4. Businessplan, um die Auswirkungen geplanter Entwicklungen einschätzen zu können

Grundsätzlich sind künftige Deckungsbeiträge nie 100%ig vorhersehbar und daher empfiehlt es sich immer, eine Vorsorgeklausel bei der Gestaltung der Versicherungsverträge zu berücksichtigen, um eine Unterversicherung möglichst zu vermeiden.

Die BU-Summe alleine ist nicht genug
Kennt man die internen Prozesse und hat das Geschäftsfeld verstanden, muss auch die Haftungszeit kritisch hinterfragt werden. Aus eigener Erfahrung im Bereich des BU-Schadensmanagements
stellen wir fest, dass sich in den letzten Jahren die Zahl an Versicherungsfällen häufen, bei denen eine Wiederaufnahme der betrieblichen Tätigkeit länger dauert als ursprünglich bei der Vertragserrichtung eingeschätzt. Meist hängt dies mit der noch vorherrschenden Beschaffungsproblematik oder mit behördlichen Auflagen zusammen.
„Wenn ich nach X Monaten nicht wieder aufgesperrt habe, ist es sowieso vorbei…“ ist ein Satz, den Sie als Versicherungsmakler:in sicher das ein oder andere Mal gehört haben.
Diese - teils legitime - Behauptung gibt zwar Aufschluss auf den Risikoappetit der Versicherungsnehmer:innen, ist allerdings, wenn man hier das Gegenüber nicht früh an die Hand nimmt, meist der Grund für unschöne Diskussionen im Schadenfall.
Klar ist, dass die Kund:innen nicht immer den 100%igen Überblick haben. Gerade hier ist die entsprechende Expertise im
Beratungsprozess wichtig und der Stellenwert einer strukturierten Summenermittlung wird unterstrichen.

Die Überlegungen rund um die Betriebsunterbrechungsversicherung können auch als strategisches Planungsinstrument für das Unternehmen dienen. Damit kann der Versicherungsmakler bzw. die Versicherungsmaklerin zusätzlich punkten und den Mehrwert der eigenen Dienstleistung aufwerten.

Ursachen für eine betriebliche Unterbrechung sind mannigfaltig. In der Regel werden Risiken wie Feuer oder Elementarereignisse als potenzielle Gefahr genannt. Es gibt aber auch Gefahren, die abseits von physischen Ereignissen auf Betriebe einwirken und gravierende Auswirkungen nach sich ziehen können. Immer häufiger sind Themen wie Cyber-Angriffe oder längerfristige Ausfälle bei der Infrastruktur Gesprächsthemen. Wichtig ist, sich der relevanten Gefahren bewusst zu sein und Strategien für den Umgang mit diesen zu gestalten.

Die Risk Experts unterstützt Sie in Ihrer Rolle als Versicherungsmakler:in mit jahrelanger Expertise und Know-how in unterschiedlichsten Branchen.
Wenn Sie mehr über unsere Dienstleistungen erfahren wollen, besuchen Sie uns unter www.riskexperts.at oder schreiben uns an office@riskexperts.at.