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EUT – eine Abkürzung, die unsere Wirtschaft nachhaltig beschäftigen wird

Avatar of Riskexperts Riskexperts | 14. März 2022 | Wirtschaft & Steuern

„Nachhaltigkeit“ ist für uns Österreicher:innen kein Fremdwort, und das ist gut so. Seit vielen Jahren begleitet uns dieser Begriff und er hat in zahlreichen Bereichen unseres Alltags Einzug gehalten: Wir engagieren uns bei der Mülltrennung oder beim Recyclen von Verpackungen, wir entscheiden uns immer öfter für Elektroautos, grüne Energie, plastikfreie Verpackungen und vieles mehr – dies ist aber erst der Anfang eines bevorstehenden Paradigmenwechsels.

Nachhaltigkeit wird schon bald und vor allem in der Wirtschaft einen zentralen Stellenwert bekommen – jene Unternehmen, die Umweltschutz nicht ernst nehmen, werden in naher Zukunft benachteiligt sein. Und worauf Unternehmen in Zukunft genau achten müssen und warum das für Sie als Versicherungsmakler:in interessant sein kann, werden wir in diesem Artikel näher erklären.

UNO und EU geben Nachhaltigkeitsziele vor
Die UNO hat für das Jahr 2030 Ziele definiert, die dazu dienen, den menschlichen CO2-Ausstoß drastisch zu reduzieren. Diese Ziele sollen zu einem Umdenken für die globale Wirtschaft führen und erfordern tiefgreifende Maßnahmen für Unternehmen.
Auf europäischer Ebene wurde der Europäische Green Deal ins Leben gerufen, der sich mit den verschiedenen strategischen Maßnahmen zur Erreichung des 2030er-Ziels befasst: Eine davon ist die Umlenkung von Investitionen in nachhaltige Projekte.
Dies bedeutet de facto, dass Investitionen, die nicht nachhaltig sind, bald nicht mehr förderwürdig sind. Dieser neue Zugang verlangt aber auch Kriterien, die bestimmen, was nachhaltig ist und was nicht:
Die Europäische Taxonomie (EUT) fasst diese zusammen und beschreibt ein Klassifizierungssystem für ökologisch nachhaltige Wirtschaftstätigkeiten.

Keine Förderungen für Unternehmen ohne Nachhaltigkeitsstrategien
Einer der Grundsätze der EUT ist die Unterstützung von Unternehmen beim Übergang zu einer Nachhaltigkeitsstrategie, die mit den europäischen Zielen für 2030 in Einklang steht.
Förderbare Investitionen müssen einem der 6 Umweltziele entsprechen. Diese sind:

1   Abschwächung des Klimawandels
2   Anpassung an den Klimawandel
3   Nachhaltige Nutzung von Wasserressourcen
4   Berücksichtigung der Kreislaufwirtschaft
5   Vermeidung von Umweltverschmutzung
6   Sicherung der Ökosysteme und der biologischen Vielfalt

Folgende Darstellung zeigt die 6 Umweltziele mit den entsprechenden Bewertungskriterien:

Auswirkung auf Versicherungsverträge
Es liegt auf der Hand, dass Unternehmen in naher Zukunft Neuanschaffungen von nachhaltigen Energiesystemen, Maschinen, Fuhrpark usw. vornehmen werden (müssen).
Daraus folgen erhöhte Sachwerte im Rahmen von Versicherungsverträgen. Um einer Unterversicherung entgegenzuwirken, sollten Sie dieses Thema unbedingt ansprechen und vorhandene Verträge überprüfen.

Es liegt sicherlich auch in Ihrem Interesse, Haftungsthemen, die für Sie als Berater in Zusammenhang mit Versicherungsverträgen entstehen, auszuschließen. Solche Haftungsthematiken können Sie entschärfen, indem Sie auf die Berücksichtigung von Neuanschaffungen proaktiv hinweisen.

Unternehmen müssen ab 2023 Nachhaltigkeitsberichte vorlegen
Neben dem schon erwähnten Zugang zu Förderungen, müssen Unternehmen ab 2023 einen Nachhaltigkeitsbericht vorlegen. Dieser wird einmal im Jahr von nationalen Behörden überprüft.

Wir haben nachgefragt und wissen, welche Parameter Unternehmen berücksichtigen werden müssen:

■ CAPEX-Pläne (Investitionen) in Verbindung mit Zielen zur Eindämmung des Klimawandels und zur Anpassung an diesen – Schaffung von Messkriterien auf Grundlage der EUT
■ OPEX-Pläne (Instandhaltungen) in Verbindung mit Zielen zur Abschwächung des Klimawandels – Erstellung von Metriken auf Grundlage der EUT
■ Einnahmen (Umsätze) in Verbindung mit den Zielen zur Eindämmung des Klimawandels

Ab 1. Januar 2023, also in weniger als einem Jahr, sind Unternehmen mit 250 oder mehr Beschäftigten und einem Jahresumsatz von mehr als 50 Millionen Euro oder einer Bilanzsumme von mehr als 53 Millionen Euro verpflichtet, einen Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen. Davon sind rund 1.700 Unternehmen in Österreich betroffen.

Beraten Sie Ihre Kunden schon über die Vorteile des nachhaltigen Wirtschaftens?
Wir haben für Sie einige Argumente zusammengefasst, wie Unternehmen von nachhaltigem Wirtschaften profitieren können: Nachhaltig agierende Unternehmen leisten nicht nur einen wertvollen Beitrag für Umwelt und Gesellschaft, sondern minimieren auch ihre Risiken und Kosten:
1   Energie- und Ressourceneffizienz verringern nicht nur die ökologischen Auswirkungen der Geschäftstätigkeit, sondern senken auch die Kosten.
2   Stärkung des Image: Unternehmen erzielen eine engere Kundenbindung und bauen Vertrauen zu Geschäftspartnern auf.
3   Steigerung des Innovationspotenzials: Unternehmen, die sich frühzeitig auf sich verändernde Bedingungen einstellen - z. B. auf steigende Energiekosten, geringere Verfügbarkeit von Rohstoffen oder verschärfte regulatorische Anforderungen - verschaffen sich einen Wettbewerbsvorteil.

Woran sollten Unternehmen beginnen zu arbeiten?
Wir alle werden uns mit den Themen der Agenda 2030 intensiv beschäftigen müssen. Das Interesse und der Bedarf an Beratung werden in nächster Zeit stark zunehmen.

Unternehmen, die sich auf die neuen Rahmenbedingungen vorbereiten möchten, sollten sich Strategien für die Umsetzung der folgenden Punkte überlegen:
■ Entwicklung einer Governance-Strategie, um ein System im Unternehmen zu implementieren, welches die notwendigen Punkte zur Einhaltung der EUT schafft – dies betrifft die Umwandlung in ein ökologisch nachhaltiges Geschäftsmodell.
■ Wie lassen sich die EUT-Kriterien in die Unternehmenstätigkeit implementieren?
Dabei geht es vor allem um die Erreichung von Standards, Normen, Zertifikaten und um die Einhaltung von Gesetzen.
■ Definition von Management-KPIs im Bereich Taxonomie/ Grünoptimierung.
■ Erstellung von Nutzungs-, Umsetzungs- und Folgeplänen, um sicherzustellen, dass geplante Investitionen nicht in Konflikt mit Zielen der EUT stehen.
■ Zertifizierungen können für den Zugang zu Förderungen sehr hilfreich sein.
■ Risikoanalysen, die im Zusammenhang mit dem Paradigmenwechsel stehen und Auswirkungen auf die Versicherungsthematik haben können (BU, Haftpflicht, etc.).

Für weitere Informationen zur EUT stehen Ihnen die Experten von Risk Experts zur Verfügung. Wir unterstützen dabei, Nachhaltigkeitsstrategien für Unternehmen hinsichtlich der Agenda 2030 vorzubereiten bzw. Nachhaltigkeitsberichte zu erstellen.

Und wenn Sie mehr über dieses Thema wissen möchten, bietet die Risk Experts Academy in diesem Jahr mehrere Seminare/ Webinare zum Thema Nachhaltigkeit an. Details dazu finden Sie auf unserer Homepage www.riskexperts.at